Die DFL bewies ein weiteres Mal ihre Fannähe und terminierte das Schanzer Auswärtsspiel mit über 500 km Anreise in Dortmund auf den einzigen logischen Termin: Freitagabend. Die BRC lies sich nicht lumpen - Urlaubstage und Fehltage durften mal wieder ihre Daseinsberechtigung unter Beweis stellen und so traf man sich vormittags am Ingolstädter Viktualienmarkt und gönnte sich noch ein Paar Weiße bevor es mit Autos und Neunsitzern gen Ruhrgebiet ging.
Man war bereits im Vorfeld skeptisch gewesen aufgrund des für Ingolstädter Verhältnisse für ein Freitagsspiel schnell ausverkauften Gästekontingents und der Notwendigkeit einer Postleitzahleingrenzung im Vorverkauf. So blieben am Ende dank der Naivität des FCI zahlreiche Ingolstädter ohne Karte während zeitgleich hunderte Karten auf dem Schwarzmarkt landeten. Im Gästeblock angekommen traute man den Augen kaum, war doch von Organisation keine Spur. Schwarz-gelbe Trikots, Viagogo-Kunden und planlose Ordner wohin man blickte und zwischendrin tapfere Schanzer über etliche Blöcke verteilt. Da man von Heimseite keinerlei Lösung fand einen von der DFL vorgeschriebenen Gästesektor einzurichten nahm die Szene das Problem selbst in die Hand und bewegte sich zügigen Schritts in den Block, den man trotz aller Umstände für einen halbwegs ordentlichen Support noch am besten geeignet empfand. Es wurde in einem komplett überfüllten Block schließlich einigermaßen kuschlig, Zaunfahnen mussten mehr schlecht als recht gehalten werden aber zumindest konnte man den Support einigermaßen koordinieren und einige Male auch die insgesamt wohl maximal 600 Schanzer einbeziehen. Aufgrund der erschwerten Bedingungen kann man am Ende zumindest behaupten das beste rausgeholt zu haben und sich 90 Minuten leidenschaftlich die Seele aus dem Hals geschrien zu haben. Zumindest einige Male dürfte man im Westfalenstadion zu vernehmen gewesen sein, denn die Heimtribüne blieb weit hinter ihrem Ruf zurück und erst nach Spielende hörte man, wie laut es sein kann wenn mehr als 5% der größten Stehplatztribüne Europas ihren Mund aufmachen.
Kümmern wir uns um die Leistung der schwarz-roten auf dem Rasen: das Auswärtsspiel beim Champions-League-Viertelfinalisten sollte ein weiterer Teil der Reihe "wir spielen einen Favoriten an die Wand und nehmen nix mit" werden. Der einfallslose BVB war früh durch Aubameyang in Führung gegangen und zeigte anschließend kaum mehr Interesse dran aktiv etwas für das Spiel zu tun. So war es wieder einmal der FCI, der sich zahlreiche Möglichkeiten herausspielte, um diese anschließend auf kläglichste Weise zu vergeben. Wieder wurde also aufopferungsvoll gekämpft aber am Ende fehlte ein weiteres Mal die letzte Mischung aus Fokussierung, Wille und Qualität. Matip und ein ums andere Mal Leckie waren heute die Kandidaten, die aufs kläglichste beste Chancen vergaben. Der Vollständigkeit halber muss man noch einen weiteren Schiedsrichterfauxpas erwähnen, der einen klaren Elfmeter nach Foul von Bürki an Lezcano verwehrte - nichts neues und fast schon überflüssig sich jede Woche aufs neue darüber zu echauffieren.
Man würde sich am Ende des Tages gerne über grottenschlechte Organisation im Gästeblock, die Chancenverwertung oder die Schiedsrichterleistung aufregen aber leider drängte sich nach Spielende eine ganz andere Tatsache in den Vordergrund, die hinterfragen lässt, warum man sich das eigentlich noch alles antut. Nach dem Abpfiff schafften es ganze zwei Spieler (namentlich Hansen und Groß) annähernd in Richtung der Gästekurve zu gehen und einen Applaus anzudeuten. Damit setzt sich ein Trend der letzten Wochen fort, der langsam an Peinlichkeit und Respektlosigkeit nicht mehr zu überbieten ist. Man fragt sich wie abgehoben oder weltfremd man als Spieler oder Offizieller eines Bundesligisten sein muss, um Fans nicht für die Unterstützung an einem Freitagabend 500 km entfernt von der Heimat danken zu müssen. Fans, die seit Wochen loyal und ohne Kritik an der Situation hinter Club und Mannschaft stehen; sich Woche für Woche trotz Niederlage um Niederlage 90 Minuten den Arsch aufreißen; Geld, Zeit und Energie in Auswärtsfahrten oder Choreos stecken während es anderorts in gleicher Situation schon längst Proteste und Boykotte gegeben hätte. Gerade wenn man sich daran erinnert, dass noch in der zweiten Liga Spieler - unabhängig vom Spielergebnis - zum Abklatschen an den Zaun kamen, zeigt doch wie arrogant und fanfremd große Teile dieser Truppe mittlerweile geworden sind. Da kann die Medienabteilung in noch so vielen aufgesetzte Facebook-Posts und geskripteten Videos Zusammenhalt suggerieren, wenn eine Mannschaft keinerlei Verständnis und Respekt für die eigenen Fans aufbringt, braucht man sich nicht wundern, dass die Zahl derer, die bereit sind alles zu geben nicht gerade größer wird. Wir haben diese sich abzeichnende Entwicklung oft genug intern kritisiert aber gerade das unentschuldbare Verhalten an diesem Freitagabend hat gezeigt, dass man damit wohl nur auf Ignoranz trifft. Schade.