Die Hoffnungen waren groß nach dem größten Erfolg im DFB-Pokal seit der Gründung des Vereins. Der Sieg der letzten Woche beim FSV Frankfurt war für Fußball-Gourmets zwar zugegebenermaßen auch kein Leckerbissen, aber zumindest ein gutbürgerliches Appetithäppchen für die anstehenden Aufgaben. Somit war der Tisch eigentlich angerichtet für den nächsten Streich auf dem Weg raus aus dem Tabellenkeller und trotzdem war sich der FCSP dieses Wochenende nicht zu schade, dem FCI vor versammelter Kundschaft (7500 Zuschauer) kräftig in die Suppe zu spucken.
Die Elf aus Hamburg ließ lange Zeit keinen Zweifel daran, wer an diesem Tag den Platz als Sieger verlässt, nachdem sie kurz vor der Halbzeit den aufgrund ihrer drückenden Überlegenheit verdienten Führungstreffer erzielten und auch in der Folge immer Herr der Lage waren. In der Schlussphase gleichte der FCI wie aus dem Nichts durch Matip aus, ehe in den letzten Atemzügen des Spiels dem Gegner doch noch der verdiente Siegtreffer gelang.
Passend zum Spielverlauf behielt auch der braun-weiße Anhang akustisch die Oberhand. Während einige die erste Halbzeit boykottierten, versuchte der Rest der Szene diese fehlenden Stimmen zu kompensieren (was misslang). Aber auch zur zweiten Halbzeit stellte sich keine Verbesserung ein und so müssen wir uns alle fragen, ob wir dem Anspruch, den wir der Mannschaft stellen (alles zu geben und zu kämpfen) überhaupt selbst gerecht werden. Es ist definitiv ein Negativtrend auf der Südtribüne zu verzeichnen und ein jeder sollte nach den letzten Auftritten auch seine Einstellung zum Support überdenken. Bei dieser Angelegenheit über Gruppengrenzen hinweg, es geht über Altersgrenzen hinweg, momentan ist wirklich jeder scheiße. Es scheint, als hätte sich eine Supportverdrossenheit eingestellt, die zwar jeder sieht, aber dennoch hinnimmt. Die Gründe hierfür sind unerklärlich. Gerade in der jetzigen Situation sollte jedem klar sein, dass Zeichen gesetzt werden müssen. Ein alibi-mäßiges Vorsichhingesinge hilft keinem. Gellendes Pfeifkonzert oder ein Support, dass der Sportpark bebt: Das sind die zwei verbleibenden Möglichkeiten. Nur sind sich mittlerweile schon viele zu wichtig, eine Fahne in die Hand zu nehmen oder ihre verdammte Nikotinsucht 45 Minuten am Stück zu unterdrücken.
Deshalb mein Appell für die nächsten Spiele: Lasst uns ein Signal setzen, dass unser Verein und unsere Kurve noch nicht tot ist. Meinetwegen sind wir alle unterschiedlicher Meinungen, nächstes Heimspiel werden wir nicht den Eindruck erwecken, dass uns das Abschneiden der Mannschaft gleichgültig ist. Die Rechnung für die mangelhafte Leistung auf dem Platz musste Marco Kurz mittlerweile tragen und den Verein verlassen. Es bleibt zu hoffen, dass sein Nachfolger das Glück mehr auf seiner Seite und endlich das Ruder herumreißen kann und die Mannschaft wieder in die Erfolgsspur zurückbringt. Dieser Aufgabe muss sich nun Ralph Hasenhüttl stellen, allerdings obliegt es allein uns, auch wieder die nötige Leidenschaft zu zeigen und dem Singsang der letzten Wochen ein Ende zu bereiten. Ohne zu sehr den pathetischen Floskeln zu verfallen, erwarten wir bei den bevorstehenden Aufgaben wieder 100 % von jedem einzelnen, auch wenn es schwerfällt. Selbiges erwarten wir selbstverständlich auch von der Mannschaft, die es in Zukunft besser unterlässt, dem Gegner wie bei diesem Spiel gegen St. Pauli die drei Punkte auf dem Tablett zu servieren.