Trotz der vergleichsweise nahen Auswärtsdistanz und der komfortablen Bundesliga-Anstoßzeit 15:30 Uhr (geht's euch auch so, dass ihr da jedes mal nachschauen müsst, bevor ihr's glaubt?) begann der Tag für unsere Gruppe recht früh. Wie bei jeder Zug-Derby-Fahrt stand das obligatorische Gruppenfoto und die ein oder andere Halbe auf dem Programm, während manch einer im ESV-Stadion noch einen Blick auf das Spiel unserer U19 warf. Geschlossen mit den anderen Szene-Gruppen ging es schließlich um halb 12 zum Hauptbahnhof, um den ersten Auswärtstrip nach Augsburg seit über 4,5 Jahren zu starten. Mit der Zugfahrer-Zahl konnte man dabei zufrieden sein und die Fahrt verlief dank klimatisiertem Zug (war ja nicht DB) recht entspannt.
Frühzeitig war man an der Augsburger Arena (aktueller Sponsorenname ist mir leider grad entfallen), Einlass ohne Probleme und auch generell muss man festhalten, dass man an diesem Nachmittag kaum Berührungspunkte mit Ordnungskräften/Polizei hatte - für ein Derby sicherlich nicht selbstverständlich. Der Gästeblock füllte sich nach magerem Vorverkauf dann doch recht beachtlich und sowohl Steh- als auch Sitzplätze waren bis auf wenige Plätze gefüllt - man sprach von gut 2300 Schanzern.
Die Gästekurve wurde zum Einlauf mit schwarzen und roten Ponchos optisch in die Farben des FCI gehüllt, was ein ordentliches Bild abgab. Aufgrund der Temperaturen war es anschließend auch keinem zu verdenken, der keine 90 Minuten in eine Folie gewickelt verbringen wollte. Auch die Heimseite hatte keinen Kosten und Mühen gescheut und ein paar Doppelhalter mit der Aufschrift "Augsburg" gebastelt.
Die Schanzer - erstmals in den blauen Ausweichtrikots - hielten gegen den Europa-League-Teilnehmer von Beginn an gut dagegen und so entwickelte sich das erwartete kampfbetonte Spiel, bei dem Ex-FCI-Stürmer Caiuby früh die Gelbe Karte sah und dafür mit den entsprechenden Sprechchören aus dem Gästeblock bedacht wurde. Nachdem sich der Brasilianer danach noch 3 Fouls leistete und am Rande der gelb-roten Karte stand, wurde er in der Halbzeit still und heimlich ausgewechselt. Die gefährlichste Torannäherung in einem zähen ersten Spielabschnitt kam von Schanzer-Neuzugang Suttner, der einen Freistoß an die Latte knallte.
Nach Wideranpfiff folgten Chancen auf beiden Seiten, ehe das Tor des Tages folgte: Leckie zog aus 22 Metern ab und donnerte den Ball - Marke Tor des Monats - ins kurze Eck. Der Gästeblock rastete aus - nach zuvor bereits mehr als ordentlichem Auftritt mit guter Beteiligung aller mitgereisten Schanzer, gab es kein Halten mehr. Gekrönt hätten diese Minuten noch von einem Elfmeterpfiff werden können, vermutlich müssen. Klavan riss im Strafraum einfach mal Lex um - was Drees hier dazu verleitete, weiterspielen zu lassen, bleibt sein Geheimnis. So machte der FCA in der Folgezeit nochmal Druck und hatte es dabei natürlich nicht nötig, den Ball nach einer Verletzungspause zurückzuspielen (muss man scheinbar nicht, wenn man international spielt). Mehr als ein Pfostentreffer von Werner sprang nicht mehr heraus und so wurde der lang gehegte Derbysieg-Traum gegen die Schwaben endlich wahr, was anschließend gebührend gefeiert wurde.
Stimmungstechnisch war der Spielverlauf wie der Rest des Tages ein Traum. Wenngleich immer noch Luft nach oben ist und manch einer gerne den Mund öfter aufmachen darf, war der Gästeblock ein ums andere mal mit ordentlicher Lautstärke zu vernehmen. Die Heimstimmung aus dem eigenen Stimmungsblock zu beurteilen ist immer subjektiv, aber das gelbe vom Ei war das - ebenso wie die sportliche Leistung - definitiv nicht.
So ging es mit dem zweiten Auswärtssieg im zweiten Spiel, dem ersten Derbysieg in Augsburg und einem geilen Gefühl zurück in die Donaustadt - Schanzer-Herz, was willst du mehr?