Manch einer hatte auf diesen Tag hin gefiebert, der andere hatte mehr Befürchtungen als Hoffnungen: das erste Heimspiel des FCI gegen den großen FC Bayern. Befürchtungen, könnte man doch den Schanzer Sportpark nicht mehr wiedererkennen vor lauter Bayern-Fans oder aber man würde von Guardiolas Weltklasse-Elf nach deren Champions League-Ausscheiden vor wenigen Tagen und der noch nicht feststehenden Meisterschaft abgeschossen werden. Nun, was können wir sagen: sowohl organisatorisch als auch sportlich hielt sich alles im Rahmen.
Zwar entdeckte man reihenweise Tickets in dubiosen Internetplattformen zu horrenden Preisen, doch wurden diese Auktionen gewissenhaft vom Ticketing des FCI verfolgt und am Ende hatte auch nahezu jeder FCI-Fan, der ins Stadion wollte, eine Karte abbekommen. Die Südtribüne blieb frei von Mia-san-mia-Trikots und auch der Anteil derer, die auf den Sitzplätzen zu sehen waren, hielt sich stark in Grenzen. Einzig anlässlich der unnötigen Sponsoren-Fähnchen und Spieltags-Schals verdrehte manch einer die Augen.
Stimmungstechnisch war die Angst ein Auswärtsspiel im eigenen Stadion zu haben absolut unbegründet. Der Gästeblock der Münchner konnte zwar optisch wie gewohnt mit vielen Schwenkern überzeugen aber sowohl die Mitmachquote als auch die Lautstärke waren allenfalls im Durchschnitt der diesjährigen Gästefans im Sportpark - wenn man bedenkt, dass die Landeshauptstädter an diesem Tag ihren vierten Meistertitel in Folge klar machten, kann man die Erfolgsverwöhntheit in diesem Verein zumindest annähernd erahnen. Daran sollte auch die nahezu grenzenlose Euphorie der Bayern-Spieler nach dem Schlusspfiff keinen Zweifel lassen.
Aus sportlicher Sicht musste man beim Spielstand von 0:2 nach einer halben Stunde mit dem schlimmsten rechnen, doch das Spiel endete nach einer weiteren starken Vorstellung der Schanzer mit einer respektablen 1:2-Niederlage, bei dem die schwarz-roten dem Ausgleichstreffer sehr nahe kamen, jedoch wie so häufig in dieser Saison vor dem Tor nicht cool genug blieben. Lewandowski hatte nach Foul an Ribery früh die Führung per Elfmeter besorgt und dann nach Alonso-Pass auf 2:0 erhöht. Der FCI spielte wie im Hinspiel mutig, brachte die Bayern durch frühes Pressing um einen geordneten Spielaufbau und bekam noch vor der Pause ihrerseits einen Elfmeter. Diesen verwandelte Hartmann gewohnt sicher zum immerhin ersten FCI-Tor gegen die Bayern. Auch wenn es erneut nicht zum Punktgewinn gereicht hat: Hut ab, Jungs!
Die FCI-Fans hatten sich bereits vormittags zum gemeinsamen Weißwurstfrühstück getroffen und sich gemütlich auf das letzte Heimspiel eingestimmt. Zum Anpfiff gab es von unserer Seite eine kleine Choreo unter dem Motto "Voigas Fuasboiclub", bestehend aus Folienbahnen, Fähnchen und Konfetti, die nach etwas holprigem Start noch ganz nett aussah. Zeitweise konnte man beim Support einen recht großen Teil der Südtribüne animieren, allerdings hätte man aufgrund des namenhaften Gegners und der starken Mannschaftsleistung dieses Niveau deutlich länger halten müssen.
Neben den Spielern Danny Da Costa (Rückkaufklausel Leverkusen), Koka Engel und Danilo Soares (beide Vertragsende) wurde auch Trainer Ralph Hasenhüttl vor dem Spiel verabschiedet, dessen Vertrag trotz Laufzeit bis 2017 zum Saisonende aufgelöst wird, um ihn in Leipzig eine goldene Nase verdienen zu lassen. Ihre Meinung zu dieser Personalie (die in keinster Weise jemandem auf der Südtribüne aufgezwungen wird) äußerten die Fan-Gruppen INsane ("Lieber Rangnicks Hofnarr als König der Schanz?"), SU ("Eigentlich sollte hier 'Merce' stehen... Schleich dich einfach!") und BRC ("Der wahre Charakter zeigt sich zum Schluss - du hast keinen") mit Spruchbändern. Hasenhüttl traute sich nach dem Spielende in Richtung Kurve und bekam dort neben Applaus auch Pfiffe und "Scheiß Red Bull"-Gesänge zu hören, was ihm wohl einen kleinen Vorgeschmack auf 17 Auswärtsspiele in der nächsten Saison geben dürfte.
Sein Anteil am Erfolg der Mannschaft in den letzten Jahre steht außer Frage, jedoch ist die Art und Weise mit welcher Selbstverständlichkeit sich Hasenhüttl über laufende Verträge hinwegsetzt für uns ein No-Go. Eine Mannschaft zum Aufstieg und Klassenerhalt zu führen verdient Respekt, der ihm zu eben jenen Zeitpunkten ausreichend entgegengebracht wurde. Jemand, der sich dann jedoch trotz bestehenden Vertragsverhältnisses ohne Ausstiegsklausel zum ersten Zeitpunkt, an dem der Weg nicht mehr nur gradlinig nach oben führen könnte, aus der Verantwortung zieht, hat von uns keinen Applaus zu erwarten - schon gar nicht wenn diese Gespräche bereits weit vor dem feststehenden Klassenerhalt geführt wurden. Dass dazu sein neuer Arbeitgeber mit RB Leipzig zum einen ein direkter Konkurrent ist und zum anderen dieser Verein von uns in Gänze abgelehnt wird, zeigt, dass viele auch in internen Gesprächen getätigte Aussagen leere Worthülsen waren und diese Person offensichtlich grundsätzlich andere Werte im Fußball vertritt.
Die oft zitierte Frage, wo wir wohl ohne Ralph Hasenhüttel stünden, können wir nur aus unserer Sicht beantworten: WIR wären trotzdem hier.