Gerade noch rechtzeitig aus der Nachtschicht raus, um sich das nötige Kleingeld zu verdienen und schon sitzt man im Zug zur weitesten Auswärtsfahrt des Jahres nach Hamburg. Einige Mitfahrer nutzten den Vorabend ebenfalls am hiesigen Barthelmarkt, sodass man in einige müde Gesichter schaute.
An Schlafen war bei den meisten eh nicht zu denken und spätestens nachdem die Deutsche Bahn mit der Räumung des Zuges durch die Cops aufgrund von Überbelegung drohte (das hätten wir gerne erlebt), war auch der letzte wieder wach.
Dennoch war die Vorfreude auf die neue Spielzeit groß und nach der Pokalsensation in der Vorwoche war man auch durchaus zuversichtlich etwas aus der Hansestadt mitnehmen zu können. Diese Vorfreude verflog jedoch dann spätestens in der 30. Spielminute als der HSV durch Bobby Wood verdient in Führung ging, was auch gleichzeitig den Halbzeitstand darstellen sollte. Die Schanzer kamen erst nach und nach ins Spiel und erarbeiteten sich ihrerseits ein paar Torchancen gegen in der zweiten Hälfte ideenlose Hamburger. Auch wenn die Anzahl der Torabschlüsse durchaus zufriedenstellend war, konnte die Qualität und Verwertung jener Chancen oft nur als mangelhaft bewertet werden. Das Glück sollte an diesem Tag allerdings auf unserer Seite sein, denn nach einer weiteren misslungenen Flanke verlängerte der Hamburger Cleber den Ball so unglücklich, dass der eingewechselte Hinterseer aus fünf Metern nicht mehr ausweichen konnte und mit dem 1:1 in der 80. Minute den Endstand markieren konnte.
Einen ähnlich schwachen Auswärtsauftritt sollte der Gästeblock heute an den Tag legen. Lediglich um die 300 Ingolstädter verirrten sich nach Hamburg, was für den ersten Spieltag einer neuen Saison auch bei unseren Größenverhältnissen, absolut inakzeptabel ist. Dass sich einige Leute dann, nach wie vor, weit vom Supportgeschehen wegstellen oder lieber Bier trinken anstatt die Mannschaft zu unterstützen, macht die Sache nicht wirklich besser.
So waren es lediglich 60-70 supportwillige Ingolstädter, welche gegen eine - zumindest in Hälfte eins - gut aufgelegte Nordkurve auf der Gegenseite keine wirkliche Chance hatten, sich in Szene zu setzen. Die neu gegründeten „Castaways“ scheinen der Nordkurve in Hamburg gut getan zu haben, denn optisch und akustisch machte es den Eindruck, dass deutlich mehr Leute mitgenommen werden konnten. Das übrige Stadion hingegen fiel mehr durch neon-pinke Marketing-Trikots und Pfiffen beim Spielstand von 1:0 für das eigene Team auf.
So machte man sich, zufrieden, dass man zumindest einen Zähler aus der Hansestadt mitnehmen konnte, auf den Heimweg, in der Hoffnung, dass im übernächsten Auswärtsspiel in Gladbach (nach München fährt sowieso ein jeder Eventfan) sich wieder mehr Schanzer auf den Weg machen und am Supportgeschehen beteiligen.