Ich hab auch mal Fußball gespielt. Nicht sonderlich erfolgreich und nach einigen Verletzungen mittlerweile auch nicht mehr aktiv. Beim Pokalspiel des FCI in Offenbach stand ich - trotz großer Personalnot - nicht ganz überraschend wieder nicht im Kader meines Lieblingsvereins. Wahrscheinlich auch besser so. Seit dem Ende meiner aktiven Karriere reise ich dem Ingolstädter Fußballclub hinterher, in der naiven Annahme durch mein Gesinge, Geschreie und Gehüpfe die Jungs auf dem Rasen, die mit etwas mehr Talent gesegnet sind als ich, eben zum Sieg zu treiben. Ich war dabei unter anderem vier mal in Paderborn oder Sandhausen, sieben mal in Frankfurt und sechs mal in Berlin. Etwas besonderes jedes Jahr ist der Pokal. Warum? Weil man auch mal wo hin kommt, wo man vielleicht noch nicht war. Von unterklassigen Gegnern - teils mit großer Vergangenheit - in der ersten Runde bis hin zum Traum von einem Spiel bei Dortmund oder Schalke in den späteren Runden oder gar dem Finale im Olympiastadion.

 

Dieses mal gings also nach Offenbach. Da waren wir zwar schon mal vor einigen Jahren aber damals war der Bieberer Berg noch ein Stadion und keine Arena. Von dem her einige neue Erfahrungen und bereits Vorfreude auf die Auslosung der nächsten Runde. Nicht aus Leichtsinnigkeit sondern aus Vorfreude, nachdem wir letztes Jahr bis ins Achtelfinale vorgedrungen waren.

Der Bieberer Berg sieht also jetzt auch aus, wie so viele andere Arenen auch. Viel Beton, wenig Flair. Immerhin ist die Stehplatztribüne auf der Gegengerade geblieben, auf der die Fanszene ihre Mannschaft antreibt. Vor fünf Jahren spielten wir am gleichen Ort, gewannen damals 1:0 und beendeten eine ewige Auswärtsdurststrecke. Nachdem wir am Ende dieser Saison in die zweite Liga aufgestiegen sind und uns seither dort gehalten haben, ging es für den OFC bergab und die Kickers befinden sich derzeit in der Regionalliga wieder. Ein Zwei-Klassen-Unterschied also, der, wie Hasenhüttl vor dem Spiel zurecht warnte, gegen die Pokal-Schrecken aus Offenbach noch lange kein Garant für den Sieg sein muss.

Im Gästeblock finden sich knapp 300 Schanzer ein. Für einen Montagabend eine gute Leistung. Zum Einlauf gibts eine kleine Fahnenchoreo für den ersten von hoffentlich noch vielen Pokalabenden in dieser Saison unter dem Motto "aPOKALypse". Die Stimmung unter den Schanzern ist durchgehend akzeptabel, wenn auch vor allem mit zunehmender Spieldauer mit immer weniger Beteiligung und letztendlich auch für diese Anzahl (aktiver) Fans noch Luft nach oben.

Apropos Luft nach oben: Auch unsere Mannschaft zeigt deutlich, dass sie schon bessere Tage erwischt hat. Die letzte Auswärtsniederlage ist ausgerechnet das Pokalaus im vergangenen Jahr in Wolfsburg - genau genommen die einzige Auswärtsniederlage unter Hasenhüttl überhaupt. Die Mannschaft, in der Leckie, Hartmann und Cohen fehlen, ist zwar die aktivere Mannschaft - das kann man gegen einen Viertligisten aber ja auch erwarten. Richtige Torchancen sind Mangelware und wie kläglich das teilweise im Offensivspiel aussieht wird mir erst in der zweiten Halbzeit - als das Ziel-Tor direkt vor der Gästetribüne steht - klar.

Die Kickers aus Offenbach strahlen genauso wenig Torgefahr aus wie unsere Helden aus der Donaustadt und schwächen sich dann kurz nach der Halbzeit mit einer gelb-roten Karte selbst. Es wäre jetzt also möglich gewesen ist gut 40 Minuten in Überzahl einen dreckigen Sieg zu landen, man wäre in die nächste Runde eingezogen, der Donaukurier hätte noch ein bisschen was von "mit einem blauen Augen davon gekommen" geschrieben und spätestens am Freitag hätte niemand mehr über den schmeichelhaften Sieg mit geschwächter Elf gesprochen. Selbst wenn dieser Glückstreffer in der Verlängerung gegen die von Krämpfen geplagten Regionalliga-Spieler gefallen wäre, hätte damit vermutlich jeder im Gästeblock leben können. Man hätte brav applaudiert und vielleicht sogar die Mannschaft gefeiert. Schließlich haben wir auch im letzten Jahr auf einem Abstiegsplatz nie den Support eingestellt und immer wieder aufs neue hinter den Jungs gestanden.

Doch es fällt kein Tor. Statt eines Offensiven Günther-Schmidt kommen die beiden Defensiv-Spieler Bauer und Jainta zum Profi-Debüt. Auch Neuzugang Hinterseer kann als Joker nichts mehr bewirken und so geht es tatsächlich nach 120 torlosen Minuten, davon 70 (!) in Überzahl gegen einen Regionalligisten, in das Elfmeterschießen. Darauf hatte Offenbach nach der roten Karte gegen Korb hingearbeitet und sich das auch durchaus verdient, da unseren Schanzern nicht einmal zum Ende der Partie zwingende Torchancen gewährt wurden.

Während bei Offenbach alle Schützen kompromisslos und sicher verwandeln, stolpert Morales den Ball irgendwie so über die Linie und zumindest Kapitän Matip trifft eiskalt. Dagegen aber scheitert Groß ähnlich wie im Testspiel gegen Nürnberg und Da Costa verfehlt das Tor um einen guten Meter. Pokal-Keeper Weiß hat bei keinem Elfer den Hauch einer Chance und darf wahrscheinlich jetzt wieder einige Monate Bankdrücker spielen.

Ende. Aus. 4:2 nach Elfmeterschießen verloren. Pokalaus. Gegen einen Viertligisten.

Die Mannschaft und Trainer stellen sich direkt nach dem Abpfiff. Das ist positiv. Die Wut der Fans ist nachvollziehbar - jeder verarbeitet eine solche Niederlage anders. (ich trete meistens gegen irgendwelche Wellenbrecher..) Hasenhüttl spricht anschließend davon, dass das Spiel gegen Fürth wichtiger sei. Das kann ich aus oben genannten Pokal-Gründen ganz und gar nicht teilen und ich bin mir auch nicht sicher, ob dieser Satz 300 Montagsfahrer zufrieden stimmt.

Worin sich letztendlich alle einig sind ist, dass Cohen dieser Mannschaft unglaublich fehlt und die Torgefahr vorne gegen Null geht. Das alles kann keine Entschuldigung sein für diese erbärmliche Leistung. Thomas Linke wird nochmal reagieren müssen und nicht nur ich bin gespannt, was er aus dem Hut zaubert. Hoffen wir mal, dass der Not-Transfer besser einschlägt als der nach dem letzten Fehlstart. Sollte das nicht gelingen, könnte ich anbieten nochmal die Fußballschuhe zu schnüren - aber im Block gefällts mir auch ganz gut ;-)

  • 01
  • 02
  • 03
  • 04
  • 05
  • 06
  • 10
  • 11
  • 21
  • 30
  • 31
  • 32
  • 33
  • 34
  • 35