Eines der aufregendsten und zugleich auch nervigsten Saisonspiele stand gegen den Rekordmeister aus München auf dem Programm. Warum dieses Spiel zu den sicherlich größten und interessantesten Begegnungen eines jeden Ingolstädters gehört, liegt auf der Hand. Stand so manch einer von uns - vor 6 Jahren zuletzt – im ESV-Stadion, um den FC Ingolstadt in der 3.Liga gegen die Amateure des FC Bayerns zu unterstützen, darf man heute doch tatsächlich zu einem „normalen“ Ligaspiel gegen die Welt-Elf um Trainer Pep Guardiola in die Allianz Arena reisen. Einfach unfassbar!
Leider trägt eine solche Begegnung auch immer negative Begleiterscheinungen mit sich. So nutzten auch hier (ähnlich wie im Sonderzug nach Gelsenkirchen) wieder viele Eventfans, teilweise sogar aus dem „Fanlager“ des FC Bayern, die Möglichkeit, um ein solches Spiel zu besuchen und auch einmal (wieder) auswärts zu fahren. Nicht nur, dass es schon alleine fraglich ist, warum man den FCI in der 1. Bundesliga nicht auch zu vermeidlich weniger interessanten Spielen begleiten kann, sondern auch die Tatsache, dass auf derartigen Fahrten dann sinnlos gepöbelt- und im Stadion anschließend bei jedem noch so kleine Fehler gemeckert wird, anstatt die Energie in die Unterstützung der Mannschaft zu stecken, waren unter anderem Gründe, weshalb sich unsere Gruppe gegen eine Anreise mit dem Zug entschied und man sich stattdessen lieber, schön entspannt und ohne Aufregung, mit dem Bus in Richtung Landeshauptstadt machte.
Zum Einlauf der beiden Mannschaften zeigten die Bayern Ultras eine kleine, aber durchaus ansehnliche Choreo, bestehend aus verschiedenfarbigen Papptafeln, die darauf hinwies, dass man auch in schweren Zeiten zusammenhalten würde. Mit der schweren Zeit bezogen sich die Münchner auf die vor kurzem ausgesprochene bzw. anstehende Stadionverbote gegen ihre Gruppe und gegen die Fans des FC. St. Pauli.
Als die Begegnung dann endlich begann, war man durchaus überrascht, dass unser FC Ingolstadt doch tatsächlich offensiv presste und somit den FCB früh in ihrer eigenen Hälfte unter Druck setzte, womit diese offensichtlich ganz und gar nicht gerechnet hatten. So gelang es den Schanzern ziemlich gut, den Rekordmeister weit weg vom eigenen Tor zu halten und sich stattdessen selber in die Nähe des Münchner Gehäuses zu bringen. Lediglich in der 25. Minute kamen die Bayern in Form von Lewandowski zu einer sehr guten Möglichkeit, als der polnische Nationalspieler Özcan schon überwunden hatte und Romain Brégerie den Ball gerade noch von der Torlinie kratzte. Kurz vor der Halbzeit gab es dann die beste Phase der Ingolstädter. Die Schanzer wurden immer mutiger, doch Manuel Neuer war gegen Roger (42), Stefan Lex (42.) und Lukas Hinterseer (43.) gleich mehrfach auf dem Posten und so ging es „leider“ nur mit einem torlosen Remis in die Halbzeit.
Nach dem Seitenwechsel merkte man dann doch, dass man gegen einen der besten Vereine der Welt spielte. Der FC Bayern wurde im Folgenden immer stärker und so war es auch nicht verwunderlich, dass die Münchner jetzt mehr vom Spiel hatten und das Offensivpressing der Schanzer nicht mehr so gut umgesetzt werden konnte wie noch in der 1.Halbzeit. Doch gerade als die Bayern immer stärker wurden, hatte der Gästeblock fast den Torschrei auf den Lippen. Durch einen stark ausgespielten Konter war es erneut Stefan Lex der alleine auf Neuer zulief, aber leider auch hier wieder an dem ehemaligen Schalker scheiterte.
So kam es wie es, wie es kommen musste, wenn man gegen einen solchen Gegner seine wenigen andere Mannschaften unter die Räder gekommen sind, so gut mitspielte und fast sogar einen Punkt hätte mitnehmen können.
Auch stimmungstechnisch kann man sagen, dass wir uns an diesem Tag sehr gut präsentiert haben. Obwohl man im Vorfeld damit rechnen musste, dass sich die Lage des Gästeblocks und die angesprochenen Eventfans negativ auf die Stimmung auswirken, konnte man - gerade in der Drangphase kurz vor der Halbzeit - eine sehr beachtliche Lautstärke erreichen, als auch immer wieder große Teile des Gästeblocks miteinbezogen werden konnten. Auch von der Anzahl der mitgereisten Schanzer kann man hochzufrieden sein.
Auch wenn (wie zu erwarten war) nicht alle 7500 Leute im Gästeblock dem FCI die Daumen drückten, hielt sich der Jubel im Gästebereich weitgehend zurück. Das einzig negative war, dass die bis dahin hervorragende Stimmung nach den beiden Gegentoren zu stark nachließ. Auch wenn man enttäuscht war, dass es wahrscheinlich nichts mehr mit einem Punkt beim Rekordmeister werden würde, hätte die Mannschaft es verdient gehabt weiterhin so lautstark wie zuvor angefeuert zu werden.
Aus dem dritten Rang der Allianz Arena, lässt sich die Stimmung der Gegenseite natürlich nur schwer bewerten. Dennoch würde ich sagen, dass diese nicht ihren besten Tag erwischte. Nur selten kamen die Gesänge der Südkurve bei uns an und dass die Kunden auf den Sitzplätzen bei „nur“ 2 Toren gegen Ingolstadt, lieber kritisieren, anstatt auch einmal mitzusingen, ist bei den Bayern ja bekanntlich nichts neues.
Insgesamt gesehen, darf man sehr zufrieden mit der eigenen Leistung aber vor allem auch der der Mannschaft sein, auch wenn man zwischenzeitlich sogar mit einem Punktgewinn in München rechnete und dies Hoffnung letztendlich nicht erfüllt wurde. Jetzt gilt es zuhause gegen die Elf aus Leverkusen einen ähnlich starken Auftritt hinzulegen, sodass man mit einem guten Ergebnis in die Winterpause gehen kann.